Werbung. Kooperationen. Klickzahlen. Insights. Klingt alles ganz schön trocken? Ist es manchmal auch – zumindest, wenn man mittendrin steckt. Denn während das Influencer-Dasein von außen oft aussieht wie eine Dauerwerbesendung mit hübschen Outfits, Gratisprodukten und Dauerlächeln, steckt dahinter längst ein ziemlich datengetriebenes Geschäft. Ein Geschäft, das sich in den letzten Jahren verändert hat – und nicht immer zum Guten. Denn heutzutage zählt nicht mehr (nur), ob der Look gut ist oder der Text charmant. Es zählt, neben der Reichweite, wie oft auf einen Link geklickt wurde. Wie viele Menschen aus der DACH-Region zuschauen. Wie alt sie sind. Ob sie weiblich sind. Und ob sie das, was du zeigst, auch wirklich kaufen.

Die heilige Dreifaltigkeit des Influencer-Daseins: Reichweite, Engagement, Klicks

Früher war Werbung relativ einfach: Ein bekanntes Gesicht hielt ein Produkt in die Kamera, und das war’s. Heute braucht es Statistiken, Zahlen und eine Armee an Datenanalysten, um zu entscheiden, ob man als Influencerin überhaupt geeignet ist, für eine Brand Werbung zu machen. Besonders spannend: Der neue heilige Gral in diesem Business ist nicht mehr nur die Anzahl der Follower oder Likes, sondern die Anzahl der Link-Klicks in einer Story. Also, wie viele Menschen auf den kleinen Button getippt haben. Klick oder kein Klick, das ist hier die Frage.

Dabei wird natürlich vollkommen ausgeblendet, dass Menschen nicht einfach aus Prinzip auf Links klicken. Erst recht nicht, Menschen unseres Alters. Vielleicht haben sie das Produkt schon gesehen, vielleicht denken sie sich „Ach, gucke ich später“, oder sie wollen einfach nur durchscrollen, ohne sich von Werbebotschaften unterbrechen zu lassen. Aber die nackten Zahlen entscheiden. Und wer nicht genug Klicks hat, ist raus. Dabei ist es völlig egal, wie kreativ die Inhalte sind oder ob eine Community wirklich an den Empfehlungen interessiert ist. Es zählt nur noch: Traffic, Traffic, Traffic.

Die Sache mit den Honoraren und der Wert der Arbeit

Und natürlich bemisst sich daran auch das Honorar. Wer mehr Klicks liefert, bekommt mehr Geld. Wer weniger liefert, muss sich mit kleineren Budgets zufriedengeben. Dabei ist die Arbeit dieselbe: Ideen entwickeln, Konzepte ausarbeiten, Texte schreiben, Videos drehen, schneiden, posten, analysieren. Die wenigsten Influencer:innen haben ein Team aus Social-Media-Managern, Redakteuren und Grafikdesigner:innen hinter sich. Es ist oft eine One-Woman-Show, bei der man selbst Regisseur, Kameramann, Cutter, Texter und Hauptdarsteller in einem ist. Außer natürlich, man hat einen Insta-Hubby, der sich mehr oder weniger begeistert in die Rolle des Fotografen drängen lässt. Und selbst wenn: Die Perfektion ist da nicht immer gegeben.

Aber Zahlen bestimmen eben alles. Und das ist nicht nur frustrierend, sondern auch ein bisschen absurd. Vor allem, weil niemand wirklich sagen kann, ob diese Insights überhaupt stimmen. Außer Meta natürlich, die Social-Media-Mutter, die über alles wacht und gerne mal entscheidet, wer noch kommentieren, liken oder posten darf. Willkürliche Sperren? Passieren. Und ob sich das auf die Reichweite auswirkt? Vermutlich. Aber wissen tun wir es nicht.

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Der schmale Grat zwischen Werbung und Verantwortung

Letztlich ist Influencer-Marketing eine Mischung aus Magie und Statistik. Einerseits sind wir Menschen hinter den Accounts, die echten Austausch wollen. Andererseits entscheidet ein Algorithmus darüber, ob wir sichtbar sind oder nicht. Und dazwischen steht die Frage: Wie viel Werbung ist eigentlich noch okay?

Gerade in der Mode ist das ein schwieriges Thema. Denn Hand aufs Herz: Die meisten von uns haben mehr als genug Kleidung im Schrank. Brauchen wir wirklich noch mehr Anreize, um zu kaufen? Und ist es richtig, Menschen zum Konsum zu inspirieren, die es sich vielleicht gar nicht leisten können? Klar, ich mache Werbung für Mode. Aber ich wähle genau aus, mit wem ich arbeite und versuche, niemandem Dinge aufzudrängen, die sie nicht brauchen.

Trotzdem staune ich immer wieder darüber, wie wenig Brands das interessiert. Awareness, Storytelling, Authentizität? Alles nett, aber letztlich geht es um Verkaufszahlen. Und wenn die nicht stimmen, ist die Zusammenarbeit schneller vorbei, als man „Affiliate-Link“ sagen kann. Dabei zeigt gerade die Modebranche, wie schwer es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Insolvenzen, Massenrabatte, Wegwerfmode – viele haben schlicht nicht verstanden, dass sich das Kaufverhalten verändert hat.

Der Großteil der Modebranche versteht schlicht nicht, dass sich das Kaufverhalten verändert hat.

Und jetzt? London, ABBA und eine Prise Gelassenheit

Apropos verändern: Manchmal hilft es, für ein paar Tage den eigenen Algorithmus zu verlassen. Ich fliege bald (wieder) nach London. Und nein, nicht nur wegen der Fish & Chips oder dem Afternoon Tea (auch wenn die natürlich dazugehören). Sondern wegen ABBA Voyage – einem virtuellen Konzert mit sogenannten „ABBAtars“, die ABBA so zeigen, wie sie 1979 aufgetreten sind. Die Gesangsstimmen wurden eigens für die Show neu eingesungen, live begleitet von einer echten Band auf der Bühne. Das Ganze findet in der eigens gebauten ABBA-Arena in London statt. Noch bis 2026 – vielleicht auch länger. Vielleicht aber auch nicht.

Und bevor die Show (und ich) zu spät dran sind, genieße ich die Vorfreude. Denn manchmal ist es genau das, was wir brauchen: Musik, die uns erinnert, dass wir mehr sind als Zahlen. Und einen Städtetrip, der mir klarmacht, dass das wirklich Leben nicht auf Social Media stattfindet. London, ich komme und natürlich nehme ich euch alle mit – wenn ihr möchtet: auf Social Media 😉 Danke für eure Zeit und euren Lesebesuch. Schönen Sonntag für euch.

Das echte Leben findet eh nicht auf Social Media statt

Solltet ihr noch Leselust haben: Hier ein Look mit Khaki-Hose in 2020 – es lässt sich einfach top zu schwarz kombinieren.

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Details rund um den Look

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folge von Durchbruch

Du liebst es, wenn ich mich ein bisschen aufrege – aber so richtig, mit Augenzwinkern? Dann ist unsere neue Podcastfolge wie gemacht für dich! Diesmal nehmen Claudia und ich dich mit hinter die Kulissen des Influencer-Business. Genauer gesagt: Wir sprechen über Kooperationen, die ganz sicher direkt aus der Hölle stammen – inklusive hanebüchener Briefings, matratzenstarker Contentforderungen und unbezahlter Rechnungen, die einen an den Rand der Verzweiflung bringen. Und ja, auch das Thema schwarze Listen kommt vor – allerdings nicht die, auf denen wir stehen wollen…
Natürlich bleibt’s nicht ganz ernst: Zwischen Lutschpastillen, Sahara-Staub und der Frage, ob man wirklich 60 Kleidungsstücke im Jahr braucht (Spoiler: äh… ich, ja!), gibt’s auch wieder die ein oder andere Alltagsbeichte.

🎙️ Reinhören lohnt sich, denn: Wenn wir schon über Kooperationen reden, dann aber bitteschön ehrlich, ungeschönt und mit einer Portion Humor – wie du es von uns gewohnt bist.

Und übrigens: Das Thema passt perfekt zu diesem Blogpost.

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